Im Bezirk Workuta gab es drei Frauenlager, die sechs bzw. zehn Kilometer auseinander lagen. Predschachtnaja mit 3000 gefangenen Frauen war das größte, es folgten die 1. Ziegelei mit 1200 und die 2. Ziegelei mit 600 Gefangenen. Die beiden Ziegeleilager befassten sich ausschließlich mit der Herstellung von Lehmziegeln, die der Stadt Workuta zum Häuserbau geliefert wurden. Der Lehm wurde in großen Gruben gestochen - eine schwere Arbeit für Frauen.
Die Gefangenen von Predschachtnaja waren für alle sonst vorkommenden Arbeiten zuständig. Dazu gehörten das Schneeschippen in der Stadt, die Arbeiten auf dem Holzplatz, im Steinbruch und im Lebensmitteldepot, der Eisenbahnbau in der Tundra....
Es ist schwer, in der Geschichte der Sklaverei Erschütternderes zu finden als diese schweißtriefenden und verrußten Frauen in den Ziegeleien von Workuta. Die Brennöfen sind schlimmer als die Kohlenschächte der Männer. Wenn nach dem Brand die Öfen entleert werden, beträgt die Hitze darin 60 bis 70 Grad Celsius. Wer hier längere Zeit verbringen muss, ist mit seiner Gesundheit bald am Ende. In den kirpitschnyje sawodi, in denen die Frauen Ziegel brennen, verbrennen sie gleichzeitig ihr Leben. ...Die Brennöfen zehren ihre Körper aus. ...
Am Abend liege ich auf meiner Nare, der Holzpritsche, und kann vor Müdigkeit nicht einschlafen. Meine Haut ist aufgesprungen von der starken Hitze. Beim Waschen werde ich nicht sauber, der feine Ruß hat sich in allen Poren festgesetzt, Augen und Lippen sind dick angeschwollen.
Vier Wochen muss ich in der Ziegelei aushalten, dann werde ich zum Lehmstechen, Formen und Stapeln eingesetzt.
Ursula Rumin: Im Frauen-GULAG am Eismeer. ©2005 by F.A.Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München, München 2005, S.148 und 156/57.
(Textauszug S. Jenkner)
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